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Max Riesterer zeigt Bilder zu den Themen Liquid Art Photography und Light Art Photography

Grundsätzliches

Verständlicherweise besteht ein großes Interesse an der Technik, die zur Erzeugung von Wassertropfenfotos erforderlich ist. Dazu ist zu sagen, daß einfachere Tropfenfotos auch ohne großen technischen Aufbau realisierbar sind. (z.B. mit einem Infusionsbesteck.)
Will man jedoch komplexere Formen erzeugen, dann kommt man um einen mehr oder weniger umfangreichen technischen Aufbau und eine elektronische Steuerung nicht herum. (Bild 1)
Bevor wir uns den technischen Details zuwenden, noch etwas Grundsätzliches zur Entstehung einer Tropfenskulptur. Jeder von uns kennt das Bild einer Wasserpfütze während eines Regenschauers. Die Tropfen fallen ins Wasser und bilden kreisförmige Wellen auf der Oberfläche. Zudem sehen wir kleine Säulen, die nach dem Eintauchen der Tropfen wieder aus dem Wasser aufsteigen. Würde nun ein zweiter Regentropfen genau im richtigen Moment auf eine aufsteigende Säule treffen, dann müßte das Wasser des auftreffenden Tropfens seitlich, oder, bei genau zentrischem Aufprall, kreisförmig ausweichen. So bilden sich die typischen “Schirmchen”. Der Zeitpunkt des Aufpralls ist für das Aussehen dieses Schirmchens ausschlaggebend. Da die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios in der freien Natur gleich Null ist, (setzen Sie sich einfach mal mit einer Kamera während eines Regenschauers an eine Pfütze) muß man sich mit der entsprechenden Technik weiterhelfen.

Es gibt viele Parameter, die für die Form der entstehenden Tropfengebilde maßgebend sind. Zu den wichtigsten gehören: die Viskosität des Wassers, die Fallhöhe  (Geschwindigkeit), die Tropfengröße und selbstverständlich die Tropfenfolge. Komplexere Wassertropfenskulpturen können schon mal aus 4, oder noch mehr, im Abstand von wenigen Millisekunden aufeinader folgenden Wassertropfen gebildet werden. Schon die Veränderung einer, der eingestellten Zeiten, um wenige Millisekunden, führt zu einem völlig anderen Ergebnis (Aussehen der Tropfenfigur)
Auch der Zeitpunkt der Blitz- und Kameraauslösung ist selbstverständlich von ausschlaggebender Bedeutung. Eine Tropfenfigur entsteht und zerfällt in Sekundenbruchteilen in Abhängigkeit der o.g. Parameter. Durch die Wahl des Blitzzeitpunktes bestimmt man dann, in welchem Entwicklungsstadium die Tropfenfigur fotografiert wird.
Spätestens jetzt wird klar, dass Tropfenfotografie trotz des Einsatzes einer komplexen Technik ein reines Geduldsspiel ist, bei dem auch “Kommissar Zufall” nicht selten die Hand im Spiel hat. Selbst wenn man denkt, eine gute Einstellung für die momentane “Wunschfigur” gefunden zu haben, kann diese am nächsten Tag keine Gültigkeit mehr haben, weil sich z.B. die Viskostät der Tropfenflüssigkeit nur minimal verändert hat. Wassertropfenfotografie, zumindest wenn man professionelle Ergebnisse erzielen will, ist deshalb etwas für Enthusiasten mit Geduld und einem ausgeprägten Gespür für Farbkombination und Formgebung.

Setup

Mein Aufbau (Bild 1) besteht im wesentlichen aus einem Gestell, wie es im Laborbereich verwendet wird. Die Stangen und Verbindungselemente sind im Laborfachhandel erhältlich. Zur Bereitstellung der Tropfenflüssigkeit habe ich drei Glaszylinder installiert, die über Silikonschläuche mit den Magnetventilen verbunden sind.

Die Kamera spielt nicht die Rolle, wie man zunächst annehmen könnte. Es ist nicht die Verschlußzeit der Kamera, die für die Schärfe der Bilder maßgebend ist, sondern allein die Abbrenndauer der Blitze. Grundsätzlich eignet sich beinahe jede handelsübliche Spiegelreflexkamera  (DSLR) für die Tropfenfotografie. Ich verwende die Vollformatkamera Canon EOS 5d Mark II und, je nach gewünschter Tropfenfigurgröße das Makroobjektiv von Canon: EF 100 mm f 2,8 Macro IS USM bzw. das 150 mm 1:2,8 APO MACRO DG HSM         von Sigma. Beides sind hervorragende Objektive für die Vollformatkamera. 150 mm Brennweite erlauben einen genügend großen Abstand zur Tropfenfigur, sodass man nicht mehr mit Spritzern auf dem Objektiv oder der Kamera rechnen muß. Nimmt man dies bei 100 mm Brennweite in Kauf, dann gewinnt man dadurch selbstverständlich an Schärfentiefe bei gleicher Blendenöffnung.

Die richtige Lichtsetzung ist für gute Tropfenfotos ganz entscheidend. Zur Beleuchtung verwende ich mehrere Blitze, deren Abbrenndauer auf Werte < 1/15000 sec durch Absenkung der Blitzleistung im manuellen Modus einstellbar ist. (Canon Speedlite 580EXII und Canon Speedlite 600EX-RT. Die meisten Bilder habe ich mit zwei oder mehr Blitzen von hinten durch eine teiltransparente Acrylglasscheibe (Bild 1und  2) belichtet. Um Farben zu erzeugen, wird vor dem Blitz eine entsprechende Filterfolie angebracht.  Die Lee Musterhefte eignen sich dazu sehr gut. Eventuell ist noch ein zusätzlicher Aufhellblitz von der Seite oder von oben erforderlich um z. B. den Tropfenfuß aufzuhellen. Für manche Fotos habe ich 6 Blitze im Einsatz.  Die richtige Ausrichtung der Blitze ist oft zeitraubend, da sowohl Reflektionen auf der Tropfenfigur als auch zu starke Farbübergänge im Hintergrund zu vermeiden sind. Die Magicarme von Manfrotto erleichtern diese Arbeit.

Als Tropfenflüssigkeit verwende ich Leitungswasser, welches mit Guarkernmehl eingedickt wird um die Viskosität zu erhöhen. Dadurch erhält man ruhigere und größere Formen. Oft setze ich auch flüssige Lebensmittelfarbe ein, um das Wasser einzufärben. Wenn ich Fotos vor dunklem Hintergrund mache, dann gebe ich dem Wasser etwas Milch zu. Milch reflektiert das Licht sehr gut.

Das Herzstück der Anlage besteht aus einer Microprozessorsteuerung, die auf einer Arduino Plattform aufgebaut ist. Bild 3 zeigt das offene Gehäuse mit dem Microprozessor und der Verdrahtung. Diese Anordnung erlaubt das Ansteuern von 12 Kanälen. (Magnetventile, Blitze und Kameras). Zusätzlich können an diese Steuerung 2 Trigger angeschlossen werden. Mit dieser Steuerung können Zeiten im Millisekundenbereich parametriert werden.
Ich habe für jeden Kanal einen Schalter eingebaut. Die Verdrahtung wird dadurch etwas aufwendiger, dafür kann man auf diese Weise Kanäle einfach zu- und wegschalten, ohne in die Parametrierung eingreifen zu müssen. Wie man auf Bild 3 sieht, handelt es sich um eine Bastellösung. Es gibt aber auch fertige Steuerungen im Handel. Die Steuerung hat sich jedoch so bei mir bewährt und sieht mit geschlossenem Deckel auch schon viel besser aus (Bild 4) Zur Verbindung der Kameras, Blitze und Magnetventile mit der Steuerung verwende ich Klinkenstecker.

Zur Erzeugung der Tropfen setzte ich handelsübliche Magnetventile ein, die auch als Kettenöler im Handel zu bekommen sind. Diese Ventile sind hinreichend schnell. Die Anordnung in der abgebildeten Dreierkombination (Bild 5) hat sich zur Erzeugung mehrfarbiger Tropfenbilder bewährt.

Die Fokussierung auf einen fallenden Tropfen ist nicht möglich. Deshalb habe ich mir aus einem kleinen Glastrichter eine Fokussierhilfe gebastelt. (Bild 6) Ich lege einfach eine Acrylglasscheibe auf meine Tropfenschale. Darauf wird der Trichter (mit der Auslauföffnung nach oben) gestellt und so lange verschoben, bis der herunterfallende Tropfen genau in die Öffnung trifft, was an einem deutlich hörbaren “Plöp” zu erkennen ist. Anschließend wird auf die aufgeklebte Skala fokussiert

Als Tropfenschale verwende ich eine handelsübliche Plastikschüssel, die randvoll sein muß, so dass sie bei jedem Tropfen überläuft. Nur so ist es möglich Wassertropfenbilder zu machen, bei denen man den hinteren Rand der Schüssel nicht sieht. (richtiger Winkel der Kamera und der Blitze zur Wasseroberfläche sind ebenfalls Voraussetzung)  Das Ganze steht in einer ebenfalls selbst gebastelten Acrylglaswanne, die das überlaufende Tropfenwasser auffängt. Bei  der Aufnahme von Tropfenbildern mit Spiegelung verwende ich diese Wanne auch als Tropfenschale.

Das oben beschriebene Setup bildet die Grundeinheit zur Erzeugung von Tropfenfiguren. Selbstverständlich muß diese je nach Anforderung ergänzt werden. (z.B. wenn für bestimmte Aufnahmen ein seitlicher Luftstoß benötigt wird oder die Tropfenfigur aus einer Kombination von fallenden Tropfen und einer, mittels Druckluft erzeugten, von unten aufsteigenden, Wasserfontäne gebildet werden soll.

Viele wünschen sich an dieser Stelle sicherlich genauere Angaben über die o.g. Parameter wie z.B. die programmierten Zeiten für verschiedene Tropfenbilder um zu einem schnellen Ergebnis zu kommen. Der Versuch, zur Reproduktion eines bestimmten Fotos, exakte Angaben zu machen, wäre nicht sinnvoll, weil das Zusammenspiel der verschieden Parameter derart komplex ist und nur die geringst Änderung eines Parameters (z.B. Viskosität) zu einem völlig anderen bzw. gar keinem Ergebnis führen würde.
Für interessierte Tropfenfotografen habe ich für den Anfang unter diesem Artikel trotzdem einige “Anhaltswerte” für einfache TAT´s (Tropfen auf Tropfen) zusammengestellt.
Zur Erzeugung professioneller Bilder ist jedoch jedes “Tropfenshooting” ein oft mehrere Stunden dauernder Iterationsprozess, bei dem man sich durch Änderung der Paramter Schritt für Schritt an das gewünschte Ergebnis herantasten muß.
Wassetropfenfotografie wird deshalb, wie oben beschrieben, immer etwas für Enthusiasten bleiben.

 

Tropfenbild

Tropfenzahl

Abstand zwischen den Tropfen (ms)

Tropfenflüssigkeit

Fallhöhe (cm)

TAT (Schirmchen)
z.B. BIRTH OF LIGHT

2

75

Leitungswasser mit Guarkernmehl
1 Teelöffel / 1 Liter Wasser

45

TAT (fliegende Scheibe)
z.B FLYING DISC

2

170

Leitungswasser mit Guarkernmehl
1 Teelöffel / 2 Liter Wasser

45

Anhaltswerte

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